„Ring Fit Adventure“ für Nintendo Switch holt den Spieler von der Couch vor den Fernseher und verpackt Fitness in ein Abenteuerspiel. Aber funktioniert das? Der Test zeigt es.
Fitnessspiele waren zuletzt auf Spielkonsolen ziemlich rar. Ein wenig bringen die sogenannten VR-Spiele das rüber, aber Titel wie das einst sehr erfolgreiche „Wii Fit“ (2007) suchte man vergebens. Jetzt holt Nintendo das Genre wieder hervor, präsentiert mit „Ring Fit Adventure“ aber keinen virtuellen Fitness-Coach mehr, sondern ein waschechtes Abenteuerspiel. Ob das Spaß macht, klärt dieser Kurztest.
Wie funktioniert das Spiel?
Dank der eingebauten Sensoren in den Joy-Con-Controllern der Nintendo Switch ist es den Entwicklern möglich, Bewegungen und sogar Gestiken der Spieler zu erfassen. Das macht sich „Ring Fit Adventure“ zunutze: Per mitgeliefertem Zubehör befestigen wir einen Joy-Con am Oberschenkel, der andere kommt in eine ringförmige Halterung, die wir mit beiden Händen greifen. So kann das Spiel einerseits Schritte und Beinbewegungen erkennen, zugleich aber auch unsere Arme und Oberkörperbewegungen. Das wird dann auf unsere virtuelle Figur übertragen. Was simpel klingt, ist es auch – und es funktioniert erstaunlich gut. Damit kommen auch Einsteiger klar!
Preislich liegt „Ring Fit Adventure“ bei 70 Euro. Im Paket ist neben dem Spiel die Ring-Halterung – der sogenannte „Ring Con“ – und der Oberschenkelgurt enthalten. Beides macht einen sehr wertigen Eindruck: Der Ring Con ist aus einem glatten, elastischen Material, das sehr stabil wirkt. Für die Hände gibt es seitlich bequeme Schaumstoffgriffe. Der Oberschenkelgurt lässt sich je nach Beinumfang anpassen und per Klettverschluss sicher verschließen.
Die Joy-Cons werden in beide Zubehörteile befestigt, liegen der Packung aber nicht bei. Wer eine normale Switch-Konsole hat, braucht sich da keine Gedanken machen. Besitzer einer Nintendo Switch Lite müssen sich aber ein zusätzliches Paar Joy-Cons kaufen.
Was gibt es zu tun?
Das Spiel hat einen namensgebenden Abenteuer-Modus, den wir alleine spielen sowie einen freien Modus, in dem wir eigene Übungen machen können. Für mehrere Spieler gibt es zudem Minispiele, die wir gegeneinander absolvieren können – sie lassen sich aber ebenfalls auch alleine spielen.
Die Geschichte des Abenteuer-Modus ist ein wenig albern, aber eben an die Fitness angepasst: Wir kämpfen uns durch Welten, die von einem bösen Bodybuilder-Drachen terrorisiert werden. Er will seine „finstere Aura“ trainieren und zu einem mächtigen Gegner werden, daran müssen wir ihn hindern. Unsere Figur trifft auf einen ringförmigen Helfer, der fast genauso aussieht wie der Ring Con. Gemeinsam führt uns der Weg durch Sümpfe, Dschungel, über grünes Gras und weitere Landschaften, die gespickt sind mit generischen Schergen. Einzelne Level sind mit mehreren Laufstrecken unterteilt.
Wie funktioniert die Steuerung im Spiel?
Unsere Figur rennt nur, wenn wir uns tatsächlich bewegen – also auf der Stelle laufen, was wir mal mehr, mal weniger tun müssen. Dabei sammeln wir Münzen, die teilweise in Kisten versteckt sind, auf die wir schießen. Dafür pressen wir den Ring Con zusammen. Dieser wird auch für Sprünge eingesetzt, um Hindernisse zu umgehen. Unterwegs treffen wir auf Gegner, die wir mit Fitnessübungen bekämpfen. Das heißt Kniebeugen, Armpressen über Kopf oder Beinübungen im Sitzen. Es stehen vor einem Kampf verschiedene dieser sportlichen Bewegungen zur Auswahl.
Während eines Kampfes zieht auch mal das Tempo an, dann müssen wir beispielsweise schnell hintereinander in die Knie und wieder hoch. Bei Manövern wie der Armpresse gilt es oft, lange die Position zu halten. Da kommen wir ganz schön ins Schwitzen! Nützlich: Das Spiel zeigt an, welche Muskelpartie gerade trainiert wird. Gerade am Anfang spürt man das auch.
Am Ende eines Levels, das je zwischen zehn bis 15 Minuten dauert, wird die persönliche Fitnessstatistik angezeigt und sogar der Puls gemessen. Wem die Übungen zu leicht sind, kann nochmal spielen und die Intensität erhöhen.

Funktioniert die Steuerung?
Die spannendste Frage bei „Ring Fit Adventure“ ist sicherlich, ob der Fitnessaspekt des Spiels über die neuartige Steuerung funktioniert – und die Antwort ist ganz klar: ja! Die Erfassung unserer Bewegungen ist erstaunlich präzise, es ist daher auch kaum möglich, das Spiel auszutricksen. Wir müssen uns wirklich sportlich ins Zeug legen! Dank diverser verfügbarer Manöver wird es nicht langeweilig. Abwechslung zu bieten ist hier sehr gut gelungen. Auch, weil uns neben dem innovativen Abenteuer-Modus witzige Minispiele zur Verfügung stehen. Dazu zählt Töpfern, wobei wir den Ring Con zusammenpressen, um den jeweiligen Gegenstand aus virtuellem Ton zu formen. Klasse Idee – und nur eine von vielen.
Bietet dieses Spiel wirklich ein Fitnessprogramm?
Die einzelnen Abschnitte im Abenteuer-Modus und die diversen Minispiele sind körperlich echt anstrengend. Man kommt also schnell ins Schwitzen und spürt am Körper, dass da was passiert. Dank den Infos vom Spiel, welcher Muskel trainiert wird und wie hoch unsere Aktivität ist, trainieren wir auch nicht blind, sondern haben stets unsere Leistung vor Augen. Also ja, hier wird echte Fitness geboten. Profis könnten bemängeln, dass das Spiel nicht weiß, ob unsere Körperhaltung dabei auch die richtige ist – da müssen wir selbst drauf achten.
Der wesentliche Vorteil gegenüber einem normalen Training ist, dass alles spielerisch verpackt wurde. Vielen Menschen könnte es damit deutlich leichter fallen, sportlich aktiv zu werden und es vor allem auch über einen längeren Zeitraum zu bleiben. Die Aufgaben im Spiel lassen manchmal vergessen, dass wir bereits seit mehreren Minuten ordentlich Sport machen. Und die zu erreichenden Ziele motivieren, am Ball zu bleiben. Für „Ring Fit Adventure“ gilt also: Mission erfüllt!