Das Endzeit-Abenteuer „The Last of Us“ hat 2013 Videospielgeschichte geschrieben. Auch, weil es ungewöhnlich emotional und schonungslos brutal ist. Nun gibt es eine Neuauflage des Spiels mit moderner Grafik. Was Eltern darüber wissen sollten.
„The Last of Us Part I“ ist ein Action-Abenteuer, das 20 Jahre nach dem Ausbruch einer verheerenden Pandemie im post-apokalyptischen Amerika spielt. Die meisten Menschen haben sich mit einem Pilz infiziert, der sie zu fleischfressenden Monstern hat mutieren lassen. Ökosysteme und Infrastrukturen sind zusammengebrochen, die Städte sind leergefegt und ganze Gebäude von der Natur zurückerobert.
In diesem Szenario übernehmen wir die Kontrolle von Joel, ein Mann etwa in den Fünfzigern, der sich in dieser neuen Wirklichkeit als Schmuggler über Wasser hält. Als ihm aufgetragen wird, die 14-jährige Ellie zu einem sicheren Ort zu bringen, ahnt er noch nicht, welches Geheimnis das Mädchen in sich trägt: Ellie ist immun gegen das Virus – und damit der mögliche Schlüssel für eine Heilung. Ellies Leben ist also höchst schützenswert, was in einer kaputten Welt mit Zombies, schießwütigem Militär und gierigen Schlägern keine leichte Aufgabe ist. Doch genau dieser müssen wir uns in der Rolle von Joel nun stellen – und dabei auch über Leichen gehen.
Unterwegs in einer zerstörten Welt
Zunächst soll Joel seine 14-jährige Begleiterin zu den sogenannten Fireflies bringen, einer Fraktion Überlebender, die sich gegen das Militär stellen und hoffen, mit einem Heilmittel die Welt wieder in Ordnung zu bringen. Doch der vermeintlich sichere Treffpunkt entpuppt sich als Sackgasse, weshalb das Abenteuer von Joel und Ellie noch weiterführt – letztendlich erstreckt sich die Geschichte des Spiels über vier Jahreszeiten. Wir durchqueren auf unserer Reise größtenteils das amerikanische Boston, wo massive Absperrungen, geplünderte Läden und Schlangen zurückgebliebener Autos und Panzer das Chaos dokumentieren, das beim Ausbruch der Infektion unter den Menschen entstanden ist. Übrig sind jetzt nur noch verwaiste Innenhöfe und hastig verlassene Wohnungen. Ein sattes Grün durchzieht Straßen und Hauswände, die Natur hat sich ungestört vom Menschen längst wieder überall ausgebreitet.

Die meiste Zeit sind Joel und Ellie zusammen unterwegs, wobei Ellie vom Computer gesteuert wird. Wir müssen als Joel den Weg freimachen, also blutrünstige Zombies und bewaffnete Menschen ausschalten, sowie Wege durch die zerstörte Stadt finden. Wir klettern über Mauern, kriechen unter eingestürzten Dächern oder schwimmen durch eine überflutete Hotel-Lobby – immer mit offenen Augen für mögliche Bedrohungen sowie wertvolle Rohstoffe. Denn die sind hier knapp, deshalb untersuchen wir Schränke und Fahrzeuge nach Waffen, Nahrung, Medizin und Werkzeugen. Mit letzteren bessern wir unsere Ausrüstung auf oder basteln nützliche Gegenstände, zum Beispiel Verbandskästen oder Sprengstoffe. Mit Medizin steigern wir Joels Fähigkeiten, er kann dadurch schneller kämpfen, ist widerstandsfähiger und geht geschickter mit Waffen um. Es lohnt sich also, die Umgebung abzusuchen. Im späteren Verlauf des Spiels bringt uns das entscheidende Vorteile gegenüber hartnäckigeren Feinden.
Wenn wir kämpfen, wird es blutig
Bei Feindkontakt ist Angriff nicht unsere einzige Möglichkeit. Es ist theoretisch möglich, den Auseinandersetzungen komplett aus dem Weg zu gehen. Joel kann per Knopfdruck seine Gegner hören und sie so in einem Raum orten. Wissen wir, wohin sie gehen oder wo sie verweilen, können wir geschickt um sie herumlaufen.
Feinde teilen sich auf in menschliche Gegner und Infizierte. Letztere sind schlicht fleischfressende Zombies, die eine brutale Jagd auf uns starten, sobald sie uns entdeckt oder gewittert haben. Treffen wir auf menschliche Widersacher, nehmen diese uns meist direkt unter Beschuss, wenn wir sie nicht zuvor töten. Dann hilft nur der Griff zur Waffe. Joel findet im Laufe des Spiels neben Pistolen und Gewehren auch eine Armbrust sowie explodierende Geschosse. Mit Kugeln, Äxten oder Feuer erledigen wir unsere Kontrahenten. Sehr oft sterben diese dadurch einen brutal inszenierten Videospiele-Tod – da spritzt und fließt reichlich Blut. Selbst lautlose Tötungen enden mit viel rotem Saft auf dem Boden, wenn wir dafür ein Messer verwenden.

Warum ist das Spiel ab 18 Jahren?
Die Gewaltdarstellungen in „The Last of Us“ sind, wie oben beschrieben, oft sehr explizit. Schon das macht den Titel nicht jugendfreundlich. Töten wir unsere Feinde mit dem Messer, scheiden sie mit schmerzverzerrtem Blick und nach Luft schnappend aus der Welt. Werfen wir einen Feuer-Cocktail auf eine Gruppe gegnerischer Wachleute, schreien diese laut in den Flammen auf. Schießen wir auf sie mit der Schrotflinte, zerfetzt es ganze Körperteile.
Hinzu kommt eine sehr realistische, beklemmende Inszenierung. „The Last of Us“ ist wie ein spielbarer Endzeit-Film, was nicht nur in teils dramatischen Zwischensequenzen deutlich wird, sondern auch während des Spielgeschehens. Joel und Ellie interagieren miteinander, sie sprechen oder helfen sich gegenseitig. Dabei gelingt es den Entwicklern, uns als Spieler miteinzubeziehen. Das Band, das sich zwischen Joel und Ellie während ihrer Reise immer enger knüpft, spüren wir ebenfalls. Diese Beziehung zwischen den Figuren ist für ein Videospiel erstaunlich tiefgreifend. Daraus folgen ein paar sehr schöne Szenen, in denen die beiden wie Vater und Tochter einfach eine gute Zeit haben. In einer postapokalyptischen Welt lauert aber hinter jeder Ecke die Gefahr, und so birgt auch die Handlung von „The Last of Us“ emotionale Höhen und Tiefen. Nicht alle Figuren, die uns im Spiel ans Herz wachsen, überleben die Geschichte. Das ist dann – wie bei einem Film dieser Art – ganz oft nichts für junge Zuschauer.
Deshalb muss man „The Last of Us: Part I“ als ein für Erwachsene gemachtes Spiel sehen. Unter diesem Gesichtspunkt ist es absolut außergewöhnlich. Die 2022er-Fassung für die Playstation 5 besticht mit einer überarbeiteten und wirklich herausragenden Grafik, die das Spiel noch realistischer macht (auch das sollten Eltern allerdings bedenken). Große inhaltliche Veränderungen gibt es in der neuen PS5-Fassung ansonsten aber keine. Das macht aber nichts: Obwohl schon 2013 entstanden, hat „The Last of Us“ spielerisch nichts von seiner maßgebenden Qualität verloren.
Einschätzung
Albtraumhafte Zombies, emotionale Handlung, blutige Kämpfe: „The Last of Us“ ist aus vielen Gründen ein Videospiel für erwachsene Gamer. Für die wartet hier ein herausragend gemachtes und sehr unterhaltsames Abenteuer. Alle anderen warten lieber noch, bis sie für solche Inhalte alt genug sind.
Screenshots: Sony | Herzlichen Dank an Sony für die Bereitstellung eines Testmusters des Spiels.