Was Eltern wissen müssen über “The Last of Us Part II”

Dieses außergewöhnliche Abenteuer gehört auf keinen Fall in die Hände junger Spieler.

„The Last of Us Part II“ ist vermutlich das bislang meistdiskutiere Videospiel. Das liegt einerseits an seiner teilweise sehr brutalen Darstellung, zugleich schickt die Hauptgeschichte uns auf eine emotionale Fahrt in menschliche Abgründe.

Selten lässt sich bei einem Videospiel so schnell und klar sagen, dass der Inhalt absolut nichts für Kinder und Jugendliche ist wie bei „The Last of Us Part II“ für die Playstation 4. Denn in diesem Spiel steht die brutale und blutige Gewalt einerseits im Vordergrund, zugleich wird sie in einer aufwühlenden Hauptgeschichte in Frage gestellt. Das ist stellenweise starker Tobak, der selbst älteren Spielern an die Nieren geht. Nicht nur in diesem Punkt ist „The Last of Us Part II“ ein absolut außergewöhnliches Spiel.

Worum geht es?

„The Last of Us Part II“ ist ein Action-Abenteuer, das etwa 25 Jahre nach dem Ausbruch einer verheerenden Pandemie im post-apokalyptischen Amerika spielt. Die meisten Menschen haben sich mit einem Pilz infiziert, der sie zu fleischfressenden Monstern hat mutieren lassen. Ökosysteme und Infrastrukturen sind zusammengebrochen, die Städte sind leergefegt und ganze Gebäude von der Natur zurückerobert.

In dieser Welt gibt es rivalisierende Banden, die nicht nur für Nahrung und Unterkunft über Leichen gehen, sondern auch wirren neuen Weltbildern folgen. Dort zählt weniger wer man ist, sondern, an wen man glaubt. Parallelen zu einigen gesellschaftlichen Coronavirus-Auswüchsen sind in dem Spiel nicht von der Hand zu weisen. Freilich ist das Zufall, die Geschichte knüpft an den Vorgänger „The Last of Us“ an, der bereits 2013 für die Playstation 3 auf den Markt kam. Dennoch wirken viele Dinge in diesem Spiel erschreckend realitätsnah.

Eine düstere und unheimliche Stimmung begleitet das Spiel. Insbesondere infizierte Feinde jagen uns einen Schauer über den Rücken.

In diesem Teil bauen die Entwickler die Handlung auf den Erstling auf. Und was dort geschah, hat nun dramatische Konsequenzen. Ein schreckliches Ereignis wirft die Welt von Hauptfigur Ellie völlig aus der Bahn. Es ist der Beginn einer düsteren und brutalen Rachegeschichte, die neben all dem Hass auch Elemente wie Vergebung und Hoffnung einbringt – und an vielen Stellen den Spieler emotional ganz schön rannimmt.

In filmreifen Zwischensequenzen und während unseres Abenteuers lernen wir die Charaktere und ihre Beweggründe kennen. In diese Ereignisse mischt sich eine Liebesbeziehung zwischen Ellie und ihrer Freundin Dina, bei deren Darstellung die Macher auch vor erotischen Szenen nicht zurückschrecken, um die Geschichte glaubhaft zu erzählen. Für ein Videospiel ist das absolut ungewöhnlich, doch es ist ausgezeichnet umgesetzt. Die Figuren im Spiel sind komplex gezeichnet und wirken überaus menschlich. Damit sollte aber schon jetzt deutlich werden, dass viele storyrelevante Szenen in dem Spiel nichts für junge Zuschauer sind.

Was macht der Spieler?

Der Spieler übernimmt unter anderem die Kontrolle über Ellie und begibt sich mit ihr durch die post-apokalyptische Spielwelt, um eine verfeindete Gruppe ausfindig zu machen. Meist sind wir unterwegs zu Fuß, aber auch mit dem Pferd, häufig außerdem in Begleitung eines anderen computergesteuerten Charakters. Wir durchqueren auf unserer Reise das verlassene Seattle, wo massive Absperrungen, geplünderte Läden und Schlangen zurückgebliebener Autos und Panzer das Chaos dokumentieren, das beim Ausbruch der Infektion unter den Menschen entstanden ist. Übrig sind jetzt nur noch verwaiste Innenhöfe und hastig verlassene Wohnungen. Ein sattes Grün durchzieht Straßen und Hauswände, die Natur hat sich ungestört vom Menschen längst wieder überall ausgebreitet.

Hauptfigur Ellie durchstreift eine post-apokalyptische Welt, in der Zombies und andere Gefahren lauern. Technisch begeistert das Spiel mit einer nahezu fotorealistischen Grafik.

Durch diese Landschaft kämpfen wir uns mit Ellie – kletternd, rennend oder schwimmend, und immer mit offenen Augen für mögliche Bedrohungen oder wertvolle Rohstoffe. Denn die sind hier knapp, deshalb untersuchen wir Schränke und Fahrzeuge nach Waffen, Nahrung und Werkzeugen. Mit letzteren bessern wir die Ausrüstung auf oder basteln nützliche Gegenstände, darunter Verbandskästen oder Sprengstoffe.

Die akribische Suche nach diesen Dingen ist elementar, denn nur wer gut ausgerüstet ist, kann im Kampf gegen Feinde bestehen. Und die teilen sich auf in menschliche Gegner und Infizierte. Letztere sind schlicht fleischfressende Zombies, die eine brutale Jagd auf uns starten, sobald sie Ellie entdeckt oder gewittert haben. Treffen wir auf menschliche Widersacher, nehmen diese uns meist direkt unter Beschuss, wenn wir sie nicht zuvor töten. Zwei Methoden sind daher für den Spieler gängig: Er schleicht sich an Gegner heran und eliminiert sie unbemerkt und lautlos, was unsere Figur Ellie mit einem gezielten Messerstich in die Halsschlagader erledigt. Röchelnde und ausblutende Menschen sind in „The Last of Us Part II“ daher kein seltener Anblick. In manchen Levelabschnitten können wir entscheiden, ob wir Feinde umbringen oder uns einfach an ihnen vorbeischleichen, ganz ohne Blutvergießen. Wer so agiert, spart wertvolle Munition.

Ganz anders sieht es aus, wenn Feinde uns entdeckt haben oder wir aggressiver vorgehen wollen. Dann hilft nur der Griff zur Waffe. Ellie findet im Laufe des Spiels neben Pistolen und Gewehren auch eine Armbrust sowie explodierende Geschosse. Wir erledigen unsere Kontrahenten mit Kugeln, Äxten oder Feuer. Sehr oft sterben diese dadurch einen brutal inszenierten Videospiele-Tod.

Gewalt erzeugt Gewalt: Während wir diesen Kerl aufs Korn nehmen, baumelt im Hintergrund die Leiche einer anderen Person. Die Gründe dieser Taten sind Teil der Handlung.

Die Entwickler von „The Last of Us Part II“ lassen diese Gewalt nicht einfach über den Spieler ergehen – eine wichtige Botschaft in der Geschichte ist: Gewalt erzeugt Gewalt. Diese Erkenntnis entwickelt sich erst während der Handlung, zum Beispiel wenn die Hauptfiguren Entscheidungen treffen müssen, um die zu beschützen, die sie lieben – oder selbst mit den Konsequenzen ihres Handelns konfrontiert werden.

Gewalt ist deshalb ein wesentlicher Bestandteil des Spiels und der Welt, in der es handelt. Aber sie wird auch in Frage gestellt und von dem Wissen begleitet, dass sie in nur noch mehr Leid endet.

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Warum ist das Spiel ab 18 Jahren freigegeben?

Es sollte schon deutlich geworden sein, dass „The Last of Us Part II“ durch und durch ein für Erwachsene gemachtes Spiel ist. Die Handlung beinhaltet brutale Gewalt und menschliche Abgründe, die stellenweise in religiösen Fanatismus münden. Dass hier im Kern die Botschaft drinsteckt, wie abscheulich Gewalt ist, ändert nichts an der äußerst blutigen Darstellung, der sich das Spiel für diese Erzählung bedient.

Töten wir unsere Feinde mit dem Messer, scheiden sie mit schmerzverzerrtem Blick und nach Luft schnappend aus der Welt. Werfen wir einen Feuer-Cocktail auf eine Gruppe gegnerischer Wachmänner, schreien diese laut in den Flammen auf. Einige dieser Patrouillen sind mit einem Hund unterwegs, der uns bei Sichtkontakt anspringt und versucht, das Gesicht zu zerbeißen – es hilft nur, den Vierbeiner mit der Waffe oder einem Schlaggegenstand niederzustrecken. Das ist nicht schön, aber überlebensnotwendig.

Mit solchen Ereignissen schafft es „The Last of Us Part II“ tatsächlich, Gewalt nicht verherrlichend darzustellen, sondern als etwas Schlechtes. Der Spieler muss das aber erkennen und verarbeiten können – dafür braucht er eine gewisse geistige Reife und das Selbstverständnis, sich diesen Inhalten stellen zu können. Kinder oder junge Menschen damit einfach zu konfrontieren und alleine zu lassen, wäre höchst bedenklich.

Über „The Last of Us Part II“ wird die Videospielebranche noch lange reden. Betrachtet als das was es ist – nämlich pure Erwachsenen-Unterhaltung für eine mündige Zielgruppe –, ist das Spiel ohne Zweifel ein Meisterwerk. Die audiovisuelle Qualität stellt jedes bisherige Spiel in den Schatten, sowohl rein technisch gesehen als auch in der filmreifen künstlerischen Darstellung. Wie die Macher ihre Geschichte erzählen, ist einmalig – und erst recht, was sie hier erzählen.

„The Last of Us Part II“ schlägt auf den Spieler mit großer Wucht ein und rüttelt ihn emotional ordentlich durcheinander. Dafür muss man wirklich bereit sein.

Einschätzung:

Eltern sollte bewusst sein, dass “The Last of Us Part II” mehr als andere USK-18-Spiele eine gewisse geistige Reife und ein gesundes Selbstverständnis einfordert. Dem Spieler begegnen Inhalte, denen er sich stellen können muss. Kinder und Jugendliche damit zu konfrontieren, wäre höchst bedenklich. Hier wird eine brutale, aufwühlende Geschichte erzählt in einer düsteren Welt. Komplexe Charaktere und einschneidende Wendungen in der Handlung überrumpeln den Spieler. Selbst gestandene Spieler werden hier immer wieder eine Atempause brauchen. Ganz davon abgesehen, sind es unsere blutigen Feindkontakte und die albtraumhaften Zombies, die für “The Last of Us Part II” eine Altersempfehlung ab 18 Jahren absolut notwendig gemacht haben – und an die man sich auch halten sollte.

Bilder: © Sony | Vielen Dank an Sony für die Bereitstellung eines Testmusters von “The Last of Us Part II”.

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